Australienreise 2006-2007

AktualisierungNovember 2006

Bunya Mountains National Park

von uschi christl

Australienkarte

6. November, zwischen Carnavon und Miles
Entschuldigung

Eigentlich wollten wir ja auf keinen Fall an die Ostküste. Diese überbevölkerten, Jesolo-artigen Küstenabschnitte haben uns vor sechs Jahren sehr enttäuscht. Aber das war unser Fehler. Queensland kann wirklich nichts dafür. Denn das Geheimnis hier ist, einfach ein paar Hundert Kilometer ins Hinterland zu fahren. Da sind die Highways zwar schlecht, aber völlig frei von Touri-Leihautos. Hier sind nur mehr Aussie-Touris unterwegs. Und wenn doch einmal, selten genug, ein europäisches Paar darunter ist, dann ist es mindestens sechs Monate unterwegs. Nur wer wirklich viel Zeit hat, besucht diese Nationalparks fern der Küste, die keine klingenden Namen haben und deren Schönheit nicht spektakulär und oft sehr unaustralisch ist: Keine typische Buschlandschaft, keine roten Felsen, dafür sanfte grüne Hügel und ein bißchen Regenwald. Keine beeinruckenden Krokodile, dafür hunderte verschiedene harmlose Vogelarten. Und herrliche Wandermöglichkeiten. Und zum Drüberstreuen: Immer wieder kleine Städte zur Abwechslung.

GarnelenUnd weil's so schön ist, ziehen wir weiter durch das Hinterland. Heute übernachten wir auf der Strecke zwischen Roma und Miles. Wir schlagen uns einfach neben dem Higway in die Büsche. Leider hat ein der Fahrer eines Kühlwagens dieselbe Idee und raubt uns mit seinem Kühlaggregat die Nachtruhe. Aber was wir immer genießen, ist der Luxus, den wir uns auch gönnen, wenn wir am Straßenrand stehen.

7. November, Miles und Bunya Mountains
Alte Städte, junger Bruno

Nichts ist den Australiern so wichtig, wie ihre Pioniergeschichte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das, was hier noch Zeitzeugen selbst erlebt und geschaffen haben, in Europa vor Tausenden Jahren passiert ist. Diese junge Geschichte wird in jedem kleinen Nest gehegt und gepflegt. Besonders eindrucksvoll in Miles, wo eine kleine Stadt mit Original-Gebäuden und Einrichtungsgegenständen aus den letzten zehn Jahrzehnten errichtet wurde.

Altes Zimmer Alte Stadt

Eine steile, schmale Straße führt hinauf in die Bunya Mountains. Das Bushcamp liegt in der Nähe eines recht geschmackvoll angelegten Feriendorfes. Alle Häuser passen im Stil zusammen, aber jedes hat seine eigene Architektur. Was sie alle gemeinsam haben, sind die Holzverandas mit dem überhängenden Dach, die uns so gefallen. Im Camp leben wir gemeinsam mit Dutzenden Wallabys.

Schönes HausUschi mit Wallabys

Zu Brunos 56. Geburtstag gibt's Sekt und eine tpyische Aussie-Jacke, die hier die Ranger an kalten und feuchten Tagen tragen. In Österreich wird Bruno wohl Tage erleben, an denen das Wetter für diese Jacke ideal ist.

Brunos geburtstagBrunos JAcke

8. November, Bunya Mountains
Regenwald im Regen


RosellaGeplant ist eine längere Wanderung durch den Regenwald, aber bequemer ist es, die Vögel in der Nähe unseres Wohnmobils zu beobachten. Die Papageien in dieser Gegend schillern in allen Farben, sind für uns aber letztlich nur schwer zu unterscheiden. Ein Vogelkundlerpaar, das in unserer Nähe seinen Camper parkt, verrät uns, dass der blau-rote Papagei, ein Crimson Rosella ist. Der kleine blaue Vogel heißt auf englich Superb Blue Wren und der rot-grüne papagei ist der Australian King Parrot.

Blue WrenPapgei

Ein Aussie erklärt Bruno beim üblichen Tratscherl, dass Regenwald nur bei Regen schön ist. Wir müssen nicht lange warten und erleben ein schönes und lautes Gewitter in unserem Faraday'schen Käfig.

Wohnmobil vor RegenwaldRegen

"No Place for a Woman" fertig gelesen. Diese Autobiografie der Outback-Unternehmerin Mayse Young habe ich in dem Cafe in Pine Creek gekauft, das ihr zuletzt gehört hat. Kein literarischer Wurf, aber doch sehr interessant zu lesen, da Mayse Young viele der Strecken, die wir gefahren sind, zu einer Zeit befahren hat, als das noch eine echte Herausforderung war.

9. Novmber, Bunya Mountains
Zecken statt Schlangen

Bruno liebt es, sich vor längeren Wanderungen über die Schlangen der Gegend schlau zu machen. Da geht es sich ja auch wirklich viel beruhigter, wenn ich weiß, dass sich die King Brown in diesem Wald besonders wohl fühlt. Glücklicherweise sehen wir auf unserer längeren Wanderung an diesem Tag keine Schlangen. Nur zwei Zecken, von denen es hier zweifellos noch mehr als Schlangen gibt, nehmen wir mit ins Wohnmobil.

Schlangen im GlasRegenwald

Wir gehen eine der abwechslungsreichsten Wanderungen unserer Reise. Der Weg führt durch dichten Regenwald, der von der Lichtstimmung und den Tierstimmen fast etwas Künstliches hat. So als ob gleich ein "Licht und Ton aus" der Regisseurs kommen müßte. Vorbei an Farnen und riesigen Bäumen, dann über eine "Wiese", die etwas von einer Alm an sich hat und schließlich durch einen Wald aus Eukalyptusbäumen und Grasbäumen. Nicht unanstrengend.

Regenwald2 Almwiese

GrasbäumeUschi müde

Blauer Müllhaufen

BowerbirdUnd plötzlich mitten im herrlichsten Regenwald eine kleine Müllhalde. Eine leuchtend blaue Girlande, blaues Staniolpapier. Im Hintergrund sehen wir den Verursacher. Es ist der Bowerbird, ein männlicher Vogel, der dieses blaue Zeug sammelt um das Weibchen anzulocken. Überhaupt haben die Vögel im Regenwald seltsame Angewohnheiten. So sehen wir zum Beispiel das riesige Nest des heimischen Truthahns. Das ist nichts anderes, als ein riesiger Komposthaufen, in den einige Weibchen ihre Eier legen. Die reifen dann in der Wärme, die durch die Verrottung entsteht. Das Männchen kontrolliert die Temperatur, indem es Kompost wegschaufelt oder dazugibt und erledigt so die Brutpflege für mehrere Weibchen. Um diese Methode faszinierend zu finden, muss man wirklich kein Biologe sein.

Truthahn Misthaufne

Und weil wir nach der Wanderung müde sind, machen es uns die Viecher leicht und setzen sich auf unser Wohnmobil, sodass wir sie vom Fenster aus fotografieren können.

Blauer Vogel Papagei

Bunya PineUnd zum Abschluss unserer Zeit in den Bunya Mountains noch ganz Typisches für diese Gegend. Die Bunya Pine, einen Baum, den es nur mehr in ganz wenigen Gebieten dieser Erde gibt, einen kleinen Vogel, den wir nicht kennen, den wir aber sonst nirgends gesehen haben. Und ein Wallaby, von denen es zwar nicht nur hier, sondern in ganz Australien genug gibt, aber es ist doch immer wieder faszinierend zu sehen, wie ein Kleines zum ersten Mal den Kopf und die Pfoten aus Mamas Beutel streckt.


Kleiner Vogel Wallaby


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