AktualisierungAugust 2006
Weiter nach Norden
von uschi christl
18. August, zwischen Monkey Mia und Cape Range
Der Wendekreis des Steinbocks
Der Tropic of Capricorn. Wir sind in den Tropen. Kurz danach die ersten Termitenhügel in der Abendsonne. Alle Campingplätze in Coral Bay, dem Paradies für alle, die gern schnorcheln und Tourismus a la Jesolo mögen, sind voll. Wir nächtigen einsam am Straßenrand.
19. August, Cape Range Nationalpark
Känguruhs und Wallaroos
Schluchtenlandschaften und weiße Strände - die Vegetation, die Tiere, die durch die Landschaft hüpfen und die extrem weiße Farbe des Sandes deuten darauf hin, das das nicht Griechenland, sondern Australien ist. Eine Wanderung im Cape Range Nationalpark. Brunos erstes Bad im Indischen Ozean.
Unzählige tote Kangruruhs liegen dem Highway entlang am Straßenrand. Geier und Raben machen sich über die von Autos und Road Trains getöteten Tiere her. Ein junges Wallaroo hat so seine Mutter verloren und wird von einer Rangerin mit der Flasche aufgezogen. Sie trägt es immer in einer Tasche mit sich, damit es ein heimatliches Beutel-Gefühl bekommt. In einem Teil Westaustraliens, der völlig frei von gefährlichen Straßen ist, wird es eines Tages in die Wildnis entlassen werden.
20. August, Auf dem Weg in den Karijini Nationalpark
Schnee in Australien und Buschvariationen I
In Australien
ist Winter. Nur logisch, dass da auch Schnee auf der Straße liegt. Genauso nennen die Aussies, die weiß-lila Mulla Mulla Blüten, die die Blessen in den roten Sand zaubern.
Fast 500 Kilometer ins Landesinnere gefahren. Immer vorbei an endlosen Buschlandschaften. Die folgenden sechs Fotos wurden innerhalb von 60 Minuten vom Straßenrand aus aufgenommen und zeigen so, wie abwechslungsreich Buschland sein kann.
In einer dieser Buschlandschaften übernachten wir heute. Nahe eines Flusses, an dem eine Rinderherde trinkt. Draußen raschelt es im Gras. Wir leben indoors. Bruno meint, es sei durchaus eine Kulturleistung, nicht mehr draußen leben zu müssen. Wir schauen uns den Busch durchs Fenster an.
21. August, Auf dem Weg in den Karijini Nationalpark
Der Gleichgültigkeitsvogel und Wildflowers I
Wenn die Nacht noch ganz schwarz und die Dämmerung noch weit ist, dann beginnt er ganz beiläufig zu pfeifen. Ohne besondere Freude, sondern eher wie aus Verlegenheit. Als ob er die Augen zum Himmel drehte und mit seinem Pfeifen von sich ablenken wollte. Und immer dieselbe einfache Melodie. Dieser Vogel scheint immer auf einem Baum neben unserem Wohnmobil sein Quartier zu nehmen. Er begleitet uns auch noch beim Frühstück.
Der August ist die beste Zeit um die viel beschriebenen westaustralischen wildflowers zu sehen. Auf der Fahrt in den Karijini Nationalpark, den größten und angeblich schönsten Westaustraliens, säumen tausende lilafarbene Blüten den Straßenrand.
Bevor wir in den Nationalpark fahren, müssen wir noch eine Nacht auf einem überfüllten Campingplatz in Tom Price verbringen. Die "Grey Nomads", Pensionisten, die dem schönen Wetter nach, durchs Land ziehen, bewegen sich auf unseren Bahnen. Wir gönnen ihnen, dass sie mit ihren riesigen Wohnwagen und originiellen Trailern ihr Land genießen, hätten uns aber mehr Einsamkeit erwartet.
22., 23. August, Karijini Nationalpark
Billabongs, Gorges und Wildflowers
Es geht das Gerücht, dass ein Buschcamp im Nationalpark wegen Überflutung geschlossen ist und das andere deswegen völlig überfüllt ist. Unser Mut sinkt. An der ersten Tankstelle nach 400 Kilometern ist eine Dieselzapfsäule ausgefallen. Es staut. Wir sind sauer. Gerade als uns der Mut zu verlassen droht, finden wir im Buschcamp nahe eines wunderschönen Gorges einen Stellplatz, so wie wir es uns gewünscht haben.
Zwei Wanderungen im Gorge - drei Billabongs. Kein schlechter Schnitt. Weil der Karijini Nationalpark als tropische Halbwüste gilt, ist der Winter hier die ideale Badezeit. In der Luft um die 30 Grad, im Wasser circa 23 Grad.
Die erste Schlange verschwindet im Gebüsch kurz bevor ich auf sie treten kann. Kein Wunder, es gibt zuviel Faszinierendes in der Landschaft zu entdecken, um wirklich auf den Weg zu achten. Ich lasse Bruno den Vortritt. Das einzige Reptil, das seinen Weg kreuzt, ist eine harmlose Eidechse.
Tief unten im Gorge führt der Weg den Fluss entlang und manchmal auch durch ihn oder über einen Wasserfall.
Oben, am Schluchtrand,
wachsen die Wildflowers des Saison. Und am Abend entdecken wir durch den Tipp eines Rangers noch die auffallend rote Sturt's Desert Pea direkt auf dem Campingplatz.
24. August, Karijini Nationalpark
Dingos und Spiderwalks
Der Morgen beginnt mit unangenehmen Erinnerungen an den vorabendlichen Lärm einer Jugendgruppe, die ihre Zelte in Hörweite aufgeschlagen hatte. Buscheinsamkeit habe ich mir definitiv anders vorgestellt. Vor dem Wohnmobil liegt nur noch ein einsamer Badeschlapfen. Am Vorabend waren es noch vier. Die Dingos hatten sicher viel Spaß mit den Schuhen der dummen Touris, die ihr Zeug nachts draußen lassen. Brunos Paar taucht wieder auf. Ich muss in Zukunft mit einem Schlapfen auskommen. Ich bin grantig.
Die Stimmung steigt, als wir unser Wohnmobil taufen. Die erste Fahrt durch eine Furt.
Der sicherlich spektakulärste Teil des Karijini Nationalparks ist der Ort, an dem vier Gorges zusammentreffen. Wanderungen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade führen nach unten.
Wer weiß, was Kaminklettern in den Alpen ist, kann sich vorstellen, was Spiderwalking in einer engen Schlucht ist. Wer eine ungefähre Vorstellung von meinen Muskeln und meiner Kondition hat, kann sich vorstellen, dass ich beim Spiderwalking im Hancock Gorge nicht wirklich ans Fotografieren dachte.
Der Rest der Wanderung war praktisch Spielerei. Ein Reiseführer hat diesen Walk so beschrieben: "... if you crave adrenaline this could be the most fun you have outdoors in Australia."
Weitere Fotos Karijini National Park
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