Australienreise 2006-2007

AktualisierungNovember 2006

Blue Mountains und Canberra

von uschi christl

Australienkarte

23., 24. November, Katoomba
Blue: "blau, aber auch traurig oder melancholisch" (Langenscheidt)

Auf dem Weg in den Süden überlegen wir kurz, ob wir nach Sidney abbiegen sollen, aber da wir vor sechs Jahren in Sidney waren, heben wir uns unsere Lust auf Städte für Canberra und Adelaide auf und biegen rechts weg in die Blue Mountains. Da sind wir allerdings einer naiven Vorstellung aufgesessen. Dass Berge, die so bekannt und so nahe bei Sidney sind, von Tausenden Touris bevölkert sind, war uns zwar klar, aber diese Enge haben wir dann doch nicht erwartet. Der Highway in die Berge ist ein einziges lang gezogenes Dorf, das ganz selten Zugänge in die eigentlichen Blue Mountains öffnet.
Asiaten im nebel Nach einer regnerischen Nacht hängen dichte Nebel über den Bergen und versperren den Blick, den sonst einer der bekanntesten Aussichtspunkte der Blue Mountains bietet. -Was eine Gruppe von Asiaten nicht davon abhält die Fotos zu machen, die sie sich nun mal vorgenommen haben. Dass sie ihre Freundinnen nur vor einer weißen Nebelwand fotografieren, scheint ihnen nichts auszumachen.

Als sich die Nebel schließlich etwas lichten, sehen wir doch noch etwas von den berühmten "Three Sisters" und den Blue Mountains.


Three sistersNebelbild

three sisters im nelbe 2Nebelbild2

Blue Mountains trockenWir flüchten vor dem Trubel und fahren durch den südlichen Teil der Blue Mountains nach Canberra. Hier sind die Berge allerdings nicht blau, auch wenn der Eukalyptus, dessen ätherisches Öl den Bergen ihren Namen gegeben hat, zum Fenster herein duftet, - hier sind die Berge braun. Zum ersten Mal auf unserer Reise ist die Wasserknappheit, unter der New South Wales gerade leidet, sichtbar. Dort, wo eigentlich grüne Wiesen sein müßten ist alles verdorrt.



25. November Canberra


GaleryDer Tag in der australischen Hauptstadt beginnt nicht schlecht. Die Australian National Gallery hat viel zu bieten. Von den Impressionisten bis zur Pop Art. Vom Dokumentationswert her sind ein Saal mit Bildern aus dem 19. Jahrhundert, die das Victoria von damals zeigen und eine kleine Ausstellung mit Bildern und Plakaten aus der frühen Sowjetunion recht interessant. - Einer Art stalinistischem Baustil scheint auch der Architekt der Gallerie verfallen zu sein.
Dabei ist dieses Gebäude noch eines der besten der Stadt.
Die Architektur dieser, am Reissbrett entworfenen Stadt, ist im besten Fall einfallslos. Das betrifft die älteren Gebäude, wie das alte Parlament, genauso, wie das neue Parlamentsgebäude. Dieser protzige, monumentale Stil spiegelt den Geist des Landes in keiner Weise wider.

Parlament altParlament

Bruno im ParlamentDieser australische, demokratische Geist zeigt sich aber recht gut, als wir das neue Parlament auch von Innen besichtigen wollen. Nach einem kurzen Security-Check, können wir uns völlig frei im Gebäude bewegen. Auf der Besuchergallerie des Plenarsaals läuft Bruno zur Hochform auf, besinnt sich seines Politikwissenschaftstudiums und erklärt mir, wie ein typisch englisches "Redeparlament" funktioniert. Hier ist schön zu erkennen, wie sich Regierung und Opposition direkt gegenüber sitzen und man kann sich gut vorstellen, wie Sitzordnung und Redeschlachten die politische Landschaft eines Staates prägen.

Vom Dach des Hauses sehen wir ganz deutlich, wie seltsam und in völlig dämlichen Proportionen diese Stadt geplant ist. Die Parks sind dermaßen groß, dass sie nicht dem Vergnügen der Bevölkerung dienen, sondern nur die Größe des Landes zeigen sollen, die Straßen dazwischen sind schier endlos. Das spüren wir auch auf dem Rückweg ins Zentrum. Als es darum geht, den Stausee, der die Stadt teilt, über eine furchtbar lange Brücke zu überqueren, rufe ich einem Schiffer in der Mitte des Sees etwas zu. Der kommt näher und nimmt uns mit ans andere Ufer. Weil sein Halbbruder, der in Wien aufgewachsen ist, so gerne am Steuer des Bootes sitzt, nimmt er an, dass das auch meine Lieblingsbeschäftigung ist und lässt mich das kleine Schiff eine halbe Stunde lang steuern.


CanberraUschi am Steuer



Rein theoretisch hatten alle Reisenden, die uns von einem Besuch Canberras abgeraten haben, Recht. Praktisch gesehen genießen wir es, wieder einmal in einer Stadt zu sein und haben viel Spaß an diesem Ort, der von der Lage her so schön wäre und von den Architekten so verpfuscht wurde.

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