Aktualisierungdezember 2006
Der Süden Victorias
von uschi christl
1. Dezember, Lang Lang, Kilcunda
Shit Happens
Sandige 4WD-Strecken, tiefe Schlaglöcher, steile Wege, nasse Furten - unser Wallaby hat sich bei allem gut bewährt, nur Wellblechpisten mag er nicht. Und die erste Wellblechpiste, die wir in Australien befahren haben, die Gibb River, hat ihn ernsthaft beleidigt. Seit damals ist auf ruppigeren Pisten ein unangenehmes Schlagen in der Lenkung zu hören. Als wir "The Prom" verlassen, fällt plötzlich die Servolenkung aus. Das Hydrauliköl ist ausgeronnen. Es nachzufüllen ist wenig sinnvoll, - die ölige rosafarbene Flüssigkeit rinnt einfach unten wieder raus.
Insgesamt sechs Stunden lang liegt Bruno auf spitzen Kieselsteinen unter dem Auto. Mit unglaublicher Zähigkeit schafft er es schließlich den Fehler zu finden und den betroffenen Teil auszubauen. Ein sehr netter Schraubenhändler versucht das Ding zu reparieren, mühsam baut Bruno es wieder ein - nur um dann festzustellen, dass das Hydrauliköl weiter durchrinnt. Ein Iveco funktioniert halt anders, als die Oldtimer, die der Aussie in seiner Garage stehen hat.
Das Beste an dieser Situation ist das Verhalten der Australier in dem kleinen Ort Lang Lang, in dem wir an der Reperatur arbeiten. Der Schraubenhändler Bob verrechnet uns für diverse Teile, die Bewirtung mit Tee und seine Hilfe so gut wie nichts und dann lädt uns auch noch ein Ehepaar ein, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Die zwei haben uns vor mehr als zwei Monaten im Northern Territory auf der Straße gesehen und weil unser Auto so auffällig ist, gleich wieder erkannt.
Inzwischen ist es Freitag Abend geworden und damit hat auch für Iveco-Werkstätten ein freies Wochenende begonnen. Bob empfiehlt uns einen hübschen Campingplatz an der Küste, an dem wir das Wochenende verbringen, und Bruno sich von der Anstrengung erholen kann. Bei der Arbeit an Brunos Arbeits-T-Shirt wird deutlich was australische Waschmaschinen können - und das ist wirklich nicht viel.
Das Foto wurde nach dem Waschen aufgenommen.
2., 3. Dezember, Kilcunda
Warten
Zwei Tage bis zum nächsten Arbeitstag für Werktstätten. Zwei Tage, die Bruno zum Erholen nützt - und zwischendurch das gebrochene Teil wieder ausbaut. Für mich zwei Tage für Strandspaziergänge und zum Lesen. Ich lese "Dirty Weekend" von Gabrielle Lord fertig. Diesen Krimi hat mir ein Buchhändler in Perth empfohlen. Ich habe mir schon damals gedacht, dass er wahrscheinlich Krimis nur widerwillig empfiehlt - und tatsächlich hätte diese Geschichte nicht unbedingt 540 Seiten bis zur Lösung gebraucht.....
4. Dezember, Kilcunda
20.000 Kilometer
Ein mobiler Spezialist für Hydrauliksysteme hilft uns am Montag aus der Patsche und fertigt ein Ersatzteil für das gebrochene Rohr der Servolenkung. Das Teil ist nicht schlecht, aber eine kleine Spur zu dick und Bruno ist schier am Verzweifeln als er es einbaut. Als er schließlich die Probe auf Dichtheit vornimmt, können wir bis auf ein paar Tropfen, die weiter herausrinnen recht zufrieden sein. Als wir uns wieder auf den Weg machen, tun wir das allerdings mit dem Gefühl, dass die Geschichte noch nicht ausgestanden ist und bestellen zu Sicherheit ein Ersatzteil bei Iveco Italien. Mal sehen, wieviele Kilometer wir mit dem Provisorium fahren können.
20.000 Kilometer hat unser Wallaby in Australien bis jetzt zurückgelegt.
Wir machen uns noch am Nachmittag auf den Weg, umschiffen Melbourne mit der Fähre und finden einen hübschen Standplatz auf einem Parkplatz neben dem Strand.
5.Dezember, Great Ocean Road
Die zwölf Apostel
Am frühen Morgen wecken uns die ersten Surfer, denn dieser Teil Südaustraliens ist eine der beliebtesten Surfgegenden überhaupt. Zum Schwimmen ist das Meer wegen der extremen Strömungen nicht ungefährlich. Nur in eigens gekennzeichneten Strandabschnitten ist Schwimmen emfpohlen. Dort sind die Bay Watch-Typen bei der Arbeit. Wir beobachten junge Rettungsschwimmer beim Training. Die langen Neoprenanzüge, die Surfer und Rettungsschwimmer tragen, sind eine Notwendigkeit bei den Wassertemperaturen, die zeigen, dass der Weg zur Antarktis nicht allzu weit ist.
Die Great Ocean Road, einer der bekanntesten Strecken Australiens,
ist das, was wir uns von ihr erwarten: Eine schöne Küstenstraße. Für Europäer, die die Küstenstraßen Italiens und Griechenlands kennen, bietet sie keine extremen Überraschungen. Wir bekommen schriftlich, dass wir in diesem Land auf der linken Straßenseite fahren müssen und auch sonst ist hier alles auf Touristenmassen eingestellt. Vor allem im Abschnitt der berühmten "Zwölf Apostel", recht beeindruckenden Sandsteinformationen, zu denen Asiaten in riesigen Bussen gekarrt werden.
Im Hügelland neben der Great Ocean Road sehen wir immer die Häuser der Reichen, aber es wäre nicht Australien, würde nicht der Strand jedermann gehören. Alle paar Hundert Meter gibt es Parkplätze mit Zugängen zum Strand, mit Picknicktischen, BBQ'S und Toiletten. Wir finden schließlich nur wenige Kilometer abseits der Great Ocean Road auf einem kleinen Parkplatz einen der schönsten Standplätze unserer Reise. Und es scheint, als wären wir nicht die ersten Oberösterreicher, die diesen herrlichen Platz genießen. Ein Pickerl mit dem Logo der Oberösterreich Touristik klebt auf einem Begrenzungspfahl.
Das Meer ist zwar zu kalt und zu wild zum Schwimmen, aber zum Waschen reicht es. Zum Sonnenuntergang kommen noch einige Aussies kurz vorbei, weil's so schön ist. Das sind die Stunden, in denen wir die Fenstergalerie in unserem Wohnmobil unbezahlbar ist.
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