Northern Territory 3 --- 5.10. - 14.10.2006
Wilde Stiere beim Rodeo – Tennant Creek
Wir ziehen den Stuart Highway entlang nach Süden. Diese Strecke hatte der Schotte John Stuart Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals erfolglos in Angriff genommen. Einige Denkmäler zeugen von seinen Expeditionen. Während Stuart auf seinen entbehrungsreichen Versuchen, von Süden nach Norden zu gelangen, zwar viel Ruhm erntete, aber schließlich seine Gesundheit einbüßte, fahren wir die Strecke in entgegengesetzer Richtung recht locker. Als wir in Tennant Creek eintreffen, haben wir insgesamt 10.000 Kilometer seit Reisebeginn zurückgelegt.
In Tennant Creek kommen wir gerade rechtzeitig zum jährlichen Rodeo, das heuer wegen einer Überschwemmung von Mai auf Oktober verlegt wurde. Wir verbringen einige Stunden auf dem Rodeogelände, zu dem die australischen Cowboys, die Stockmen oder Ringer bis zu 700 Kilometer Anreise auf sich nehmen. Und das alles dafür, dass sie ein paar Bier trinken, junge Stiere durch einen Parcour treiben oder einen Ritt auf einem wilden Stier oder auf einem bockenden, sattellosen Pferd absolvieren.
Von Freitag bis Sonntag abend wird geritten und gefeiert, am Montag um 5 Uhr früh sind die harten Männer wieder auf den Farmen ihrer Arbeitgeber und sitzen dort im Sattel. Die Frauen in diesem Beruf sind nicht zahlreich, aber in jüngster Zeit kommen immer mehr Mädchen aus dem Osten und Süden des Landes um hier ihr Glück zu versuchen. Lange halten sie es auf den Farmen nicht aus. Dort fühlen sich nur Frauen wohl, die von Kindheit an im Sattel gesessen sind. Für diese Frauen gibt es beim Rodeo eigene Bewerbe.
Das Murmelspiel des Teufels – Devils Marbles
Das abendliche Stierreiten und Saufen in Tennant Greek schenken wir uns und fahren weiter zu DER Touristenattraktion dieser Strecke, zu den Devil's Marbles. Wir kommen gerade rechtzeitig um dort das wunderbare Licht des Sonnenuntergangs zu erleben. Wir verbringen die Vollmondnacht auf dem Campground in der Nähe der Felsen und sehen vom Fenster aus dieses Murmelspiel des Teufels.
Der Wendekreis des Steinbocks – nach Alice Springs
Die letzten vierhundert Kilometer bis ins Zentrum Australiens. Die Außentemperatur sinkt. Hatten wir vor einigen Tagen noch knapp 40 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit, sind es jetzt höchstens 34 trockene Grad. Das fühlt sich an wie ein lauer Sommertag. 30 Kilometer vor Alice Springs überqueren wir zum zweiten Mal auf dieser Reise den Tropic of Capricorn.
Abendessen in einem alten Pub in Alice Springs.
Wandern mit Fliegennetz – West MacDonnell Ranges
Die West MacDonnell Ranges, westlich von Alice Springs sind ideal zum Wandern und Schwimmen. Die ersten zwei Tage in den MacDonnell Ranges erleben wir bei überraschend angenehmen Temperaturen. Am Tag sind 34 Grad das Maximum und bei Nacht packen wir sogar den Schlafsack wieder aus. Doch dann wird es wieder richtig heiß und die Fliegen plagen uns mehr denn je. Wir gewöhnen uns daran, mit Fliegennetz zu wandern.
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Das ideale Bushcamp – West MacDonnell Ranges
Je schwieriger der Weg, desto mehr Menschen wollen ihn fahren. Die Australier haben, genauso wie die Touristen aus Europa, die 4WD-Strecken zur ihren Lieblings-Routen erkoren. Das führt paradoxerweise dazu, dass in Bushcamps, die an Gravel Roads liegen, oft mehr los ist, als in Camps, die in der Nähe von Asphaltstraßen liegen. Der in verschiedenen Reiseführern als überfüllt beschriebene Stellplatz in Ellery Creek bietet alles, was ein Bushcamp nur bieten kann. Lagerfeuer und BBQ, Dingos, Sternenhimmel, einen Berg hinter dem der Mond hochsteigt und in der Früh einen kleinen See zum Schwimmen. Schön, wenn auch überfüllt, ist der Campground in Ormiston Gorge, wo wir eine unserer schönsten Wanderungen unternehmen.
Gegensätze – Alice Springs
Alice Springs hat sich in den letzten Jahren zu einer Stadt der Aboriginal Kunst und des Aboriginal Kunsthandwerkes entwickelt. In jedem zweiten Geschäft werden Didgeridoos und Boomerangs verkauft. Die zahlreichen Galerien mit Aboriginal Bildern sind zum Teil recht elegant und schick aufgemacht. Das Leben der Aborigines scheint das allerdings nicht zu beeinflussen. Nur sehr selten trifft man einen Aborigine in einem Lokal, vielleicht gemeinsam mit seinem Galeristen. Einige versuchen ihre Bilder auf der Straße selbst zu verkaufen.
Sonst haben wir das Gefühl, sie bleiben außen vor.
Sektgläser und Abendlicht – Uluru (Ayers Rock)
Ja, der große rote Sandsteinfelsen ist beeindruckend. Ja, die Farbe, die er bekommt, wenn die Sonne hinter ihm verschwindet, ist unglaublich schön.
Aber auch die Geschichte von den Bustouristen, die den Sonnenuntergang mit einem Glas Sekt beobachten, stimmt. Und es gibt keine Chance, sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen. Die Ranger nehmen es ganz genau und erlauben den Blick auf den im Abendlicht erstrahlenden Uluru nur von ganz bestimmten Parkplätzen.
Trotzdem - der berühmte rote Felsen ist den Besuch wert, vor allem, wenn man die Reise dorthin noch mit einem Abstecher zum Katatjuta (Olgas)und in den Watarrka National Park (Kings Canyon) verbindet.
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Reifendruck und Zeitdruck auf niedrigem Niveau - Der Weg nach Osten
Auf Uluru, Kata Tjuta und Kings Canyon haben wir nach unserer ersten Reise im Jahr 2000 kein zweites Mal mehr Lust und entscheiden uns für den Weg nach Osten. Das bedeutet 500 Kilometer zurück in den Norden bis nach Tennant Creek zu fahren, bis wir die Verbindung in den Osten erreichen.
Davor müssen wir noch ein Problem mit dem rechten Vorderreifen unseres Wohnmobils lösen. Wir brauchen einen neuen Schlauch, den ein Mechaniker in einer Werkstätte in Alice widerwillig montiert. Wir übernachten auf einem Rastplatz am Highway. In der Früh bemerken wir, dass wir völlig schief im Bett liegen. Der Reifen ist wieder hin. Der Mechaniker hat gepfuscht. Das Reserverad ist immerhin 60 Kilo schwer. Aber ohne Reserve wollen wir die Reise nicht fortsetzen. In Tennant Creek finden wir eine Werkstätte, die uns weiterhilft, obwohl es Samstag und schon Mittag ist. Und dann wird uns dort weder Arbeitszeit noch Material verrechnet. Der Chef wird das mit der Werkstätte in Alice, die nicht korrekt gearbeitet hat, klären. Typisch Australier.
Während ich in der Werkstätte warte bis alles erledigt ist, kommt mir kein einziges Mal der Gedanke, dass ich mit meiner Zeit besseres anfangen könnte. Das gehört sicherlich zu den wertvollsten Seiten dieser Reise: Völlig ohne Zeitdruck zu leben.
Es spielt keine Rolle, ob wir heute noch weiterfahren und wie weit. Jeden Tag, ja jede Stunde können wir neu entscheiden, wann und wie die Reise weitergeht. Die Zeit ist einfach nur da, aber sie treibt uns nicht vor sich her. Der Umgang der Australier mit der Zeit fügt sich da wunderbar ein. Auf der Eingangstür zu einem Geschäft lesen wir "Buiness Hours.... AM - TILL LATE...". Frei übersetzt: "Geschäftszeiten: Von der Früh bis auf d´Nacht".
Nach der Reparatur nehmen wir beim Three Ways Road House den Barkley Highway nach Osten.
Rugby im Outback – Barkley Homestead
Wir übernachten in der Barkley Homstead. Nach Westen sind es 187 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle. Dazwischen nur Busch.
Nach Osten 260 Kilometer, nach Norden 404 und nach Süden führt überhaupt nur ein kaum wahrnehmbarer Weg in die Pampa. Trotzdem ist das Pub der Homestead ziemlich voll, denn es ist Samstag Abend und die Aussies spielen Rugby gegen die Kiwis.
Der Flachbildschirm läuft auf voller Lautstärke. Stockmen, Farmer und Trucker schauen zu, fluchen laut, wenn den Neusseländern ein Punkt gelingt, und schaufeln dabei große Portionen eines typisch australischen Gerichts der grauslichen Sorte in sich hinein: Fleisch in Sauce mit Erdäpfelpürree und einem Gemüsebrei, der wohl einst ein Kürbis gewesen sein soll.
Eintönig – vor der Grenze
Die letzten 260 Kilometer im Northern Territory. Den meisten Reiseführern ist diese Strecke nur einen Satz wert. Da ist einfach nichts, meinen sie. Wir konnten der Monotonie der Landschaft durchaus etwas abgewinnen. Goldgelbe Buschlandschaft, die in einer scharfen Linie am fernen Horizont endet. Keine Häuser. Abgesehen von grasenden Kühen kein Zeichen von Besiedelung.