Western Australia 3 --- 30.8. - 11.9.2006
„a real outbacktown“ - Fitzroy Crossing
Wir fahren den Great Northern Highway entlang von Broome Richtung Osten. Als wir Fitzroy Crossing erreichen, haben wir das Gefühl jetzt erst richtig in Australien angekommen zu sein. Fitzroy Crossing ist eine richtige Outbackstadt und eine Stadt mit einem hohen Anteil von Aborigenes unter ihren Einwohnern. Wie in vielen anderen Städten auch, sieht man die indigene Urbevölkerung Australiens vor dem Shopping Centre in der Wiese oder auf der Straße sitzen und mit ihren Hunden umherspazieren. Und trinken. In Fitzroy Crossing gibt es einen eigenen Park, der als area for drinking ausgeschildert ist, während in anderen Teilen der Stadt das Trinken verboten ist. Es ist depremierend die Schwarzen zu beobachten, die völlig verfettet, mit Bierdosen unterm Arm in die drinking-area spazieren. Und in der Nacht hören wir sie dann grölend um die Häuser ziehen.
Wer etwas über das Leben der Aborigines erfahren will, geht ins Museum oder in ein Visitor Center oder bucht eine Aboriginal Tour. Da erfährt man alles über die Dreamings und die Songlines und mit Sicherheit wird genau beschrieben, wie die Aborigines Körberl flechten. Sie verwenden dafür die Rinde eines ganz bestimmten Baumes. Viel Folklore. Nur über die aktuelle soziale Situation erfährt man nichts. Und Beobachtungen können trügerisch sein.
Am ehesten kann man mit Aborigines noch in Galerien in Kontakt kommen. Zum Beispiel in der Galerie in Fitzroy Crossing, in der sich sehr interessante Bilder verschiedener Preiskatagorien finden. Dort arbeiten auch junge Aborigines im Büro und immer wieder kann man auch einen Maler bei der Arbeit beobachten.
Trockenen Fußes durch ein Riff – Geikie Gorge
Von Fitzroy Crossing ist es nicht weit zu der bezaubernden Schlucht Geikie Gorge. Die Wanderung dort führt durch eine Landschaft, die vor 350 Millionen Jahren unter dem Meeresspiegel lag und ein Riff bildete, das noch immer gut erkennbar ist. Die zweite Möglichkeit den Geikie Gorge zu erleben ist eine sehr entspannende Flussfahrt mit einem Touristenboot. Die Krokodile in angenehmer Entfernung, um sich an sie zu gewöhnen.
Tanzende Straßen und riesige Fledermäuse – Tunnel Creek
Von Süden aus fahren wir eine Gravel Road Richtung Norden zu zwei der berühmtesten Schluchten der Kimberleys. Die Fahrt zum Tunnel Creek ist heftig. Wir spüren, warum Aussies Straßen, die besonders starke Wellen haben, Dancing Streets nennen. An die tausend Kilometer dieser gewellten Straßen, der corrugated roads liegen vor uns. Außerdem bietet diese Strecke die erste tiefere Furtdruchquerung. Wir lassen einen netten Aussie die Drecksarbeit machen. - Er geht barfuß durch den Creek um zu sehen, ob das Wasser nicht zu tief für unser Auto ist.
750 Meter durch einen Tunnel, in dem zum Teil absolute Finsternis herrscht. - Das ist der Tunnel Creek. Das Problem dabei ist, dass man stellenweise durch knietiefes Wasser waten muss. Ein Süßwasserkorkodil und ein Aal beobachten uns auf dieser kleinen Wanderung durch die Dunkelheit. Meine Hoffnung auf "rudelgehen" erfüllt sich nicht. Wir haben den Tunnel ganz für uns allein, - der nächste Tourbus kommt erst, als wir am Ausgang sind.
In der Mitte des Weges, als der Pfad kurz ins Tageslicht führt, sehen wir unzählige, riesige Fledermäuse an der Höhlendecke und an einigen Bäumen hängen. Ihre Flügel haben bestimmt einen halben Meter Spanntweite. Ihr Kreischen ist beängstigend.
Krokodile und Kakadus – Windjana Gorge und Gibb River Road
Süßwasserkrokodile, von den Aussies kurz Freshies genannt, sind dem Menschen nicht gefährlich. Andererseits - wenn Dutzende von den Viechern in der Gegend herumliegen, dann weiß man nie. Eine Wanderung im Windjana Gorge bedeutet in jedenfalls den Freshies ziemlich nah zu kommen. Während wir einen Respektabstand von zumindest drei Metern wahren, wagen sich die Kakadus auf wenige Zentimeter an die spitzen Zähne der Krokodile heran.
Vom Windjana Gorge sind es nur mehr wenige Kilometer bis zur Gibb River Road. Fast 600 Kilometer wollen wir diese Staubstraße entlang fahren. Sie ist in einem wesentlich schlimmeren Zustand als wir erhofft haben. Es gibt mehrere Theorien zu corrugated roads. Manche fahren mit 60 kmh über die Bodenwellen hinweg, andere schwören, dass 80 das ideale Tempo ist. Mit unserem schweren Auto ist das Risiko bei hoher Geschwindigkeit zu groß. Oft müssen wir mit 15 bis 25 km/h dahinzuckeln. Wir übernachten am Rande der berühmten Gibb River Road.
Der Schöne – Bell Gorge
Die Straße zum Bell Gorge vereint Steine und Wellblech und ist sehr unangenehm zu fahren. Die Wanderung am Ziel ist schön, aber da 4WD-Strecken so sehr in Mode sind, stehen mindestens zwei Dutzend Autos am Parkplatz. Auch den Naturpool am Ende der Wanderung müssen wir uns mit vielen Touristen teilen.
Das Bushcamp in der Nähe ist zwar schön und wenn man keine Duschen braucht, kann man sich sogar ein eigenes einsames Plätzchen am Fluss reservieren, aber sogar hier ist zu spüren, wie überlaufen diese Region mittlerweile ist. Irgendein Wohnmobil, dessen Bewohner ihre tolle Stereoanlage ausprobieren müssen, ist immer in Hörweite.
Zu Tode geliebt – Die Gibb zurück in den Westen
Die Strecke von 30 Kilometer von Bell Gorge zurück an die Gibb River Road dauert mehr als drei Stunden und nervt. Der Zustand der Gibb River ist allerdings nicht viel besser. Die Bodenwellen sind zum Teil bis zu 15 cm hoch. Die leichten Geländewagen der Aussies und Mietwagen der Touris rasen mit mindest 80 km/h über die corrugations hinweg. Das ist keine 4WD-Strecke, sondern eine öde Rennstrecke. Die wenigen Teile der Fahrt, in der wir den 4WD einsetzen können, zum Beipiel bei der Durchquerung einiger Furten, sind durchaus spannend und eine Herausforderung, die Bodenwellen sind es nicht.
Wir beschließen zurück nach Westen zu fahren und verlassen die Gibb River Road in Derby erleichtert. Nicht immer ist auf Reisen schon der Weg das Ziel. Diese Strecke ist außerdem in den letzten Jahren offensichtlich das Ziel unzähliger Touristen geworden, die einmal die Gibb befahren haben wollen. Ein kleiner australischer Reiseführer schreibt: "The Gibb is beeing loved to death".
Daran wollen wir nicht teilhaben und fahren zurück auf den Highway, der über Fitzroy Crossing und Halls Creek in den Norden führt. Wir übernachten an einem stillen Rastplatz direkt am Highway neben einem großen Boab Baum.
Einsamer Billabong im Busch – Halls Creek und Umgebung
Halls Creek ist eine Stadt wie viele andere Outbackstädte in Australien. Das Beste an ihr ist das Restaurant im Kimberley Motel. Direkt am Pool, den Weißwein im Sektkübel neben dem Tisch und hervorragendes Essen – das fühlt sich in dieser gottverlassenen, staubigen Gegend seltsam an.
50 Kilometer westlich von Halls Creek soll es eine hübsche Gelegenheit zum Schwimmen geben. Der Weg nach Palm Springs führt über eine Straße, die zwar wesentlich schlechter als die Gibb River Road ist, aber da sie viel weniger befahren ist, halten sich die Bodenwellen in Grenzen und bei niedrigem Tempo bewährt sich unser Iveco auf schlechten Straßen durchaus. Die Landschaft, durch die wir fahren, ist bezaubend. Wir haben in Australien noch nie Ähnliches gesehen. Eine Art Hochebene, allerdings nur in etwas mehr als hundert Meter Höhe.
Das australische Palm Springs besteht aus einem kleinen Palmenhain mit einem Billabong. Ein paar Kilometer weiter, endet ein Track am Sawpit Gorge. Dort haben wir genau das, was uns die Gibb River Road nicht geboten hat, - einen Standplatz samt Swimmingpool für uns allein. Nach insgesamt mehr als 6000 Kilometern Fahrt ist diese Möglichkeit zum Entspannen mehr als willkommen.
Die Fliegen beginnen ziemlich lästig zu werden. Im Wohnmobil gibt es zwar keine Fliegen, aber dafür ist es ziemlich heiß. Auf 37 Grad steigt die Temperatur dort locker an.
Ruhe und Lärm - Zwischen Halls Creek und Wyndham
Der Standplatz der letzten Nacht ist von entscheidender Bedeutung für unsere weitere Reiseplanung gewesen. Eine Nacht vor Vollmond waren wir ganz allein im Busch. Das ist auf beliebten Strecken, wie der Gibb River Road nicht möglich. In den letzten Jahren werden die, früher einsamen, Plätze von Touristen geradezu überschwemmt. Wer ein bißchen Ruhe und weniger Wellblech auf den Gravel Roads sucht, muss abseits dieser Pfade reisen. Das mag für uns auch ausschlaggebend sein, dass wir heute an Bungle Bungle, einem der berühmtesten Nationalparks, vorbeiziehen. Dafür finden wir einen schönen Billabong, El Grotto, kurz vor Wyndham.
Inzwischen ist die Temperatur bis auf 38,7 Grad gestiegen. Der beste Platz tagsüber ist da die Fahrerkabine unseres Wohnmobils mit einer funktionierenden Klimaanlage.
Wir übernachten auf einem Campingplatz in Wyndham. Er wirkt ganz ruhig und entlegen, Kakadus umschwärmen uns, ein Wallaby hüpft vorbei, keine Moskitos, keine Fliegen, der Vollmond scheint - nur die nahe gelegene Aboriginal Community veranstaltet eine Privatdisco bis zum Morgengrauen.
Buschtrommeln im 21. Jahrhundert – Internetzugang im Outback
Ein Internettagebuch zu führen, kann im australischen Outback schon zur Herausforderung werden.
Am Ende eines Tages oder nach einer langen Fahrt haben Solaranlage und Batterie genügend Kraft getankt. Der Laptop ist aufgeladen.
Schwieriger ist es, das Tagebuch dann ins Netz zu stellen. Richtige Internetcafes kann man in in größeren Städten finden, nur - größere Städte sind selten.
In kleineren Orten, mit maximal 400 Einwohnern, kann es schon dauern, bis man irgendwo einen öffentlichen Internetzugang findet. Das können Automaten sein, die ständig nach Münzen rufen und oft genug wartet schon der nächste Backpacker darauf, dass er an die Reihe kommt.
Wenn wir Glück haben, überlässt uns eine freundliche Angestellte eines Visitor Centers ihr eigenes Büro oder eine Hotelrezeptionistin lässt uns heimlich am Computer ihres Chefs arbeiten. Glücklicherweise haben die keine Ahnung, was wir alles mit ihrem Rechner anstellen könnten.
Ein Stück die Gibb entlang - El Questro
Doch noch einmal Gibb River Road. Für einige Kilometer befahren wir sie von Osten kommend um in den privaten El Questro Wilderness Park zu gelangen. Die Gibb ist wieder nervig. Dort herrscht eindeutig mehr Verkehr als auf dem Highway. Aber die Zufahrt zu einigen wunderschönen Wanderungen bietet Gelegenheit richtige 4WD-Strecken zu fahren.
Wir bleiben noch einen Tag in dieser Gegend der Gorges und Billabongs und unternehmen eine recht anspruchsvolle Wanderung zu Thermalquellen mit dem hübschen Namen Champagne Springs. Auch bei um die 40 Grad können wir Wanderungen sehr genießen, zumal wir an ihrem Ende sehr oft einen Badeplatz finden. Und bei langen und schwierigen Wanderungen werden wir auch von Tourbus-Reisenden verschont, die sonst recht zahlreich im El Questro zu finden sind. In jedem Fall lohnt der ganz kurze Spaziergang zu den Zebedee Springs. Diese heißen Quellen gehören zu den hübschesten Badeplätzen im Outback.
Siehe wandern und schwimmen
Gute Schuhe – El Questro
Ein ausgiebiges Bad in den warmen Thermalquellen Zebedee Springs am frühen Vormittag und ein kurzes Bad in einem eiskalten Pool unter einem Wasserfall in Emma Gorge am Nachmittag. Auch Emma Gorge ist Teil des El Questro Wilderness Park.
Die Wanderung durch den Emma Gorge bis hoch hinauf zu einem Wasserfall verlangt gute Schuhe. Die typischen Aussie-Stiefel tragen hier vom Ranger bis zum Nachwuchs fast alle.
Buschfeuer – der Weg nach Kununurra
Buschfeuer säumen den Weg nach Kununurra. Die meisten dieser Brände werden mit Absicht gelegt. Damit wird eine Jahrtausende alte Tradition der Aborigines fortgeführt.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass die Ureinwohner Australiens in reiner Harmonie mit der Natur lebten, sich dem Land anpassten, es dabei aber nie veränderten. Tatsächlich haben sie mit Hilfe des Feuers regelmäßig in die Natur eingegriffen. Dort wo nie Feuer gelegt werden, bleibt Jahr für Jahr mehr dürres Gras und Buschwerk stehen. Ein Blitzschlag oder der Funke eines Lagerfeuers kann so Nahrung finden, die oft hohlen Eukalpytusbäume werden zu Brandfackeln. Diese Feuer lassen sich kaum bekämpfen. Daher hat man sich in den letzten Jahren wieder der alten Aboriginal-Tradition besonnen, kleinere Feuer zu entzünden. Der niederländische Anthropologe Ad Borsom hat in seinem Buch "Mythen und Spiritualität der Aborigines" darüber geschrieben.
Alter Schnaps und frisches Eis - Kununurra
Nach einer unruhigen Nacht mit Discolärm in Kununurra besuchen wir eine Hoochery in der Nähe, eine Schnapsbrennerei. Neben dem berühmten Bundaberg Rum finden sich in Australien auch etliche kleinere Betriebe, die sich an verschiedenen Rumsorten versuchen. Guter Rum, der lange im Eichenfass gelagert wurde, kann ganz weich im Abgang sein und schmeckt auch wunderbar als Longdrink in kalter Milch.
Kununurra soll das beste Winterklima Australiens haben. Tatsächlich ist es hier mit nur knapp über 30 Grad im Vergleich zu den Kimberleys angenehm kühl. Jedenfalls ideale Bedingungen für die Landwirtschaft. Neben Zuckerrohr werden hier vor allem Melonen angebaut. Überall in der Gegend werden Gemüse und Obst ab Hof verkauft. Auf einer Obstplantage wird mit Mangos und Papayas frisch vom Baum Eis erzeugt und auch gleich serviert.