Western Australia 1 --- 27.7. - 17.8.2006
Raum und Zeit im Überfluss
Zu viel gegangen, zu wenig mit dem kostenlosen Stadtbus gefahren. Schwere Füße und Beine. Aber sonst ist alles ganz leicht.
Wochenendstimmung in Perth.
Hohe, gläserne Bauten, die sich an kleine, alte Häuser schmiegen.
Perth ist der perfekte Beginn für eine längere Reise.
Ein Sechstel der Einwohner von London auf einer doppelt so großen Fläche. Schon allein durch seine geringe Bevölkerungsdichte wirkt Perth sehr großzügig. Außergewöhnlich viele Sonnentage bestimmen das Klima und den Charakter der Stadt. Die Nähe zum Meer ist spürbar. Auch in der Luftqualität, die als ausgesprochen gut gilt.
Kein Vergleich mit Sidney. Hier herrscht die relaxte Atmosphäre der Westküste.
Sechs Monate wird unserere Reise dauern.
Unser Wohnmobil sollte in den nächsten Tagen mit dem Schiff in Fremantle ankommen. Wir haben es in Linz (Österreich) in einen Container gefahren. Die Spedition Schenker hat den Transport nach Australien übernommen.
Fitnessstudio im Freien
Die mehr als 300 Stufen in den Kings Park hinauf und wieder hinunter. Sechs mal mindestens wird die Jacobs Ladder nach oben und unten gelaufen: Das Fitness-Programm Dutzender sportlicher Westaustralier. Sie laufen auch am Flussufer des Swan River, aber die Treppe scheint das bevorzugte Ziel derer zu sein, die in der Stadt fit bleiben wollen. - Und das sind viele. Denn die meisten Einwohner von Perth scheinen ein ausgeprägtes Körperbewußtsein zu haben.
Nur wenige von ihnen trifft man allerdings im Kings Park selbst. Auf den Straßen und asphaltierten Wegen herrscht zwar reger Betrieb, aber auf den sandigen Wegen, die durch echtes, ursprüngliches Buschland führen, trifft man kaum jemanden. Die 400 ha große Anlage bringt den Busch ganz nah an die Hochhäuser von Perth.
Asiatische Küche
Satayspiesse, Bami-Goreng und Laksa aus Malaysien, Currygerichte aus Indien, Fried Noodles aus China, japanische Sushi-Bars, - die vielen Food Malls gehören zum Besten, was die Stadt zu bieten hat. Das größte Angebot bei ausgezeichneter Qualität und niedrigen Preisen hat die Old Shanghai Food Mall.
Zur Abwechslung gibt es zwischen den scharf gewürzten asiatischen Gerichten T-Bone Steaks im irischen Pub oder die angeblich beste Pizza der Welt bei Il Padrino in Northbrige. "Weltbeste" ist vielleicht übertrieben, aber sie schmeckt wirklich gut.
Winterbekleidung in Perth
Ein warmer Wintermantel, aber strumpflose Beine
oder
Dicker Schal, eine mit Schaffell gefütterte Jacke und Füße ohne Socken in Sandalen
oder
Wollmütze, Handschuhe und die nackten Füße in Badeschlapfen.
Strümpfe aller Art sind im australischen Winter definitiv uncool. Und selbstverständlich sitzen nur
Weicheier in geschlossenen Räumen. Dafür werden die Plätze vor den
Cafes und Restaurants mit Elektrostrahlern gewärmt.
Nachttemperaturen: um 8 Grad Celsius
Tagestemperaturen: 18 bis 21 Grad Celsius
Unter Haien
Wie kleine Schleier bewegen sich die Moon Jellyfishes mit unglaublicher Anmut. Sie sind die ungefährlichen Verwandten des giftigen Box Jellyfish und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man völlig ohne Gehirn funktionieren kann.
Die kleinen bezaubernden Quallen leben in Perth, im Aquarium von Westaustralien. Das Herzstück des AQWA ist ein 98 m langer Unterwassertunnel.
In ihm konnten wir riesige Rochen beobachten, den Haien ins Maul schauen und Riesenschildkröten ganz nah sehen.
Das kleine goldgelbe Ding auf dem Foto, das ein bissel zerfleddert aussieht, soll übrigens wirklich im Meer schwimmen und ist ein Drachenfisch. Kaum zu glauben, aber das ist ein richtiges Tier mit Rüssel und Augen. Wie praktisch, alle diese Tiere hinter sicherem Glas fotografieren zu können.
Capuccino und Fish and Chips - Fremantle
Durch den berühmten Fremantle Market bummeln und dort Gemüse und Süßigkeiten kaufen, Fish und Chips am Hafen essen, italienischen Kaffee am Capuccino Strip trinken, die Containerschiffe im Hafen beobachten und danach, vorbei an hübschen Häusern aus dem 19. Jahrhundert, zurück zum Bahnhof spazieren und mit dem Zug wieder nach Perth - ein entspannter Tag am Indischen Ozean in Fremantle oder Freo, wie die Australier sagen.
Die ersten Beuteltiere – Rottnest Island
Kleine Wallabies, die für holländische Einwanderer wie Ratten aussahen, haben Rottnest Island den Namen gegeben. Die kleinen Quokkas bevölkern die wunderschöne, fast völlig autofreie Insel auch heute noch.
Von den Beuteltieren und den vielen Salzseen im Inneren der Insel abgesehen wirkt Rotto, wie sie die Einheimischen nennen, sehr griechisch. Die Inselrundfahrt mit dem Rad ist die Anstrengung wert. Hin und zurück fährt ein Schiff von Perth oder Fremantle aus.
Unter Surfern - Cottesloe
Der Winter ist die beste Jahreszeit um einen entzückenden Badeort, wie Cottesloe im Norden von Perth, zu besuchen. Die kleine Stadt ist zu dieser Jahreszeit sehr relaxed und laid back. Nur Surfer und einige Spaziergänger sind am Strand.
"an excellent job"- die Entladung
Aus dem Container fahren, Containerscheiben abschrauben, Reifen montieren, Federn entspannen, Begutachtung unseres Wohnmobils durch einen Quarantänebeamten. Sein Urteil „an excellent job“, das sich auf Außen-und Innenzustand des Autos bezieht, bedeutet, dass wir uns die aufwändige und teure Prozedur der Quarantäne-Nachreinigung sparen. Kein Staubkorn aus Europa wird australische Erde beeinträchtigen – das Wohnmobil ist sauber genug.
Temporary Permit besorgen, Inspektion des Wagens durch die Zulassungsstelle, Versicherung bezahlen - wir bekommen eine Fahrerlaubnis für ein Jahr.
Bizarre Steinformationen – Pinnacles
Der erste Stellplatz dieser Reise. Der Campingplatz in Cervantes, nahe der Pinnacles ist im australischen Sommer unangenehm überfüllt, jetzt finden wir einen Platz direkt am Indischen Ozean. In unserer ersten australischen Nacht, die wir in unserem Wohnmobil vebringen, regnet es. Draußen - und schließlich auch drinnen. Am nächsten Morgen versucht Bruno das Dach mit Klebeband wieder dicht zu bekommen. Genau eine Minute, nachdem die Fehlstelle auf dem Dach mit Gaffer abgeklebt ist, kommt der nächste Regenauschauer.
Als wir kurz darauf zu den Pinnalces aufbrechen, herrscht ideales Reisewetter. Die berühmten Kalksteinsäulen in der Wüstenlandschaft im Nambung National Park sind genauso beeindruckend, wie die viele Fotos verheißen.
Tote und lebende Tiere – die Fahrt nach Norden
Ein Emu, zwei lebende und sehr viele tote Kängurus. Buschland, weiße Sanddünen, kurze Blicke auf das Meer. Wenige weiße Schafe mit schwarzen Köpfen auf großen Weideflächen, schlanke Kühe auf Wiesen, die im Sonnenlicht smaragdgrün leuchten. Die Fahrt in den Norden ist überrraschend abwechslungsreich. Sie endet in Greenaugh, einem kleinen Ort kurz vor Geraldton an der Westkküste.
Die erste Wanderung - Kalbarri National Park
Wie eine Landebahn auf einem Flughafen führt der Coastal Highway in den Norden. Schnurgerade. Wir zweigen links in den Kalbarri National Park ein. Er liegt 590 km nördlich von Perth zwischen Geraldton und Carnarvon. Einer der Campingplätze am nördlichen Ortsende liegt sehr schön dort, wo der Murchison River in den Indischen Ozean fließt.
Unsere erste Wanderung auf dieser Reise über roten Sand und rote Felsen, durch eine romantische Flusslandschaft und spektakuläre Küstengorges.
Auf dieser Wanderung treffen wir außer einer Echse keine lebenden Tiere. Die Sandwürmer, die wir fotografiert haben, sind kein Fall für den Zoologen, sondern für den Geologen.
Siehe Das Meer
Delphine füttern und Schafe scheren – Peron Peninsula
Hunderte Kilometer auf Straßen zu fahren, die schon mit dem Auto nicht frei von Monotonie sind, müssen mit dem Fahrrad die Hölle sein. Trotzdem nehmen einige die Herausforderung an, eine Strecke zu fahren, bei der man wahrscheinlich schon beim Start am frühen Morgen den Zielpunkt am Horizont sehen kann.
Die meisten Radler freuen sich, wenn wir kurz anhalten und ihnen frisches Wasser und Obst anbieten – uns bringt das interessante Bekanntschaften, zum Beispiel einen über 70-jährigen Schweizer, der gleichzeitig mit uns in Perth startet und den wir dann Monate später im roten Zentrum treffen – er hat ein paar Sehensürdigkeiten ausgelassen und war dann genauso schnell wie wir.
Wir übernachten am Rande des Nationalparks Francois Peron in dem Küstenort Denham, einer alten Perlenfischerstadt. In Denham stehen noch immer Häuser, die aus Muscheln gebaut sind. So wie das Restaurant Old Pearler, in dem wir hervorragenden Fisch essen. Die Ziegel wurden im 19. Jahrhundert aus zusammenpressten Muscheln geschnitten.
Hundert Touristen fotografieren wie wild acht Delphine. Die Tiere mit dem immerwährenden Lächeln kommen zur Fütterung und ziehen, sobald die Fischkübel leer sind, wie auf Kommando wieder ab. Zurück bleiben beglückte Touris mit dem Gefühl eines besonderen Naturerlebnisses. Klingt nach arger Touristenfalle, ist aber dennoch ein nettes Erlebnis, das der Naturpark Monkey Mia bietet. Und wer besonderes Glück hat, wird auch ausersehen, selbst einen Delphin zu füttern. Zum Drüberstreuen gibt´s noch Pelikane, die gerne für die Kamera posieren.
24 Grad Celsius, - keine schlechte Wintertemperatur, - aber kühl genug für ein heißes Bad. Geboten wird es in einer Homestead, einer aufgelassenen Schaffarm. Hier werden die Brunnen so tief gebohrt, dass das Wasser aus dem artesischen Becken unter dem Festlandsockel Australiens geholt wird. Mit 44 Grad kommt es hier an die Erdoberfläche.
Die Hot Tub, die uns zum Vergnügen dient, war einst die Lebensader einer Schaffarm, die in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Blüte erlebte. Heute ist sie das Zentrum des Francois Peron National Park. Das Sonnenlicht fällt in die verlassenen Baracken, in denen die Schafscherer geschuftet haben. Zwei Monate hatte es allein gedauert um die verstreuten Schafe aus dem kargen Buschland zusammenzutreiben. Im Jänner, der heißesten Zeit des Jahres, fand die Schur statt. In brütender Hitze, unter Wellblechdächern verbrachten die Arbeiter ihre Tage. Bei Nacht flohen sie ihre Unterkünfte um unter kühlenden Tamarisken zu schlafen.
Ein Strand aus Muscheln und der Ursprung des Lebens - Peron Peninsula
Südlich des Delphin-Strandes Monkey Mia, im Gebiet von Shark Bay, liegt ein blendend weißer Strand. Statt Sand besteht er aus kleinen, weißen Muscheln. Fünf Meter hoch haben sich die Muscheldünen aufgebaut, fest wie Zement. Das nützten die Siedler im 19. Jahrhundert um die Muschelmasse abzubauen und daraus Straßen und Ziegel für Häuser zu bauen.
Wie das Leben auf unserer Erde vor 600 Millionen Jahren aussah, entdecken wir in Hamlin Pool in Shark Bay. Dort leben Kolonien von Stromatoliten, die nach dem Rückzug der Meere die Erde bevölkerten. Wir sehen, wie die dreitausend Jahre alten Organismen Sauerstoff ausatmen. Kleine Bläschen blubbern im glasklaren Wasser.
Siehe Das Meer